Jahresthema 2025 „ZEBRA IN BUNT: perfekt unperfekt“
Perfekte Menschen in perfekter Umgebung: Wer kennt nicht diese Bilder aus Werbung, Instagram und Co, die den Kontrast zur eigenen Realität vermitteln!
Flucht und Fluch: Ein Perfektionismus, der Flucht aus der persönlichen Erfahrungswelt verspricht, aber auch den Fluch der empfundenen Unzulänglichkeiten vermittelt. Wahrheit und Lüge: Welches Lächeln erzwungen, welche Umgebung friedlicher scheint, als sie auf den Bildern sein mögen – wer weiß das schon? Schein und Sein: Dank KI kann jede Person per Mausklick vermitteln, dass sie perfekt Mandarin oder Norwegisch sprechen kann – obwohl sie keinerlei dafür gelernt hat. Was macht der Perfektionismus mit Menschen, von denen Niemand perfekt sein kann, weil dies einfach unmöglich ist?! Aus gesundem Zweifel kann sich Angst und Sorge entwickeln, den wachsenden Ansprüchen nicht mehr genügen zu können. Manche Menschen werden immer verbissener Ideal-typen und Lebensformen hinterherjagen, andere werden aufgeben, weil die eigene Lebenswelt der idealen so gar nicht nahekommen will. Eltern schrauben die Erwartungen an ihre Kinder immer höher, während diese kaum noch virtueller von echter Welt unterscheiden können. Immer mehr geht es also um Wahrhaftigkeit, Authentizität, Wirklichkeit – und zwar um so mehr diese verschleiert, verschönert oder verfälscht wird.
Beim Zebra ist es einfach: Es gibt schwarze und weiße Linien. Doch in unserer Lebens- und Erfahrungswelt wird es schon komplizierter; die Trennlinien verschwimmen, die Wahrheit liegt oft zwischen den Zeilen, die Kunst im Sinne des Betrachters. Denken wir uns also das Zebra in Bunt: als Symbol für eine Vielzahl von Möglichkeiten! Wie schön wäre es, sich nicht einem lebensfremden Druck auszusetzen, dessen Ansprüche unerreichbar sind? Welche positiven Kräfte würde es freisetzen, sich den eigentlichen Herausforderungen stellen zu können? Statt sich per Mausklick eine perfekte Umwelt zu gestalten, könnte der Baum vor der Haustür gegossenen, der Müll darum weggeräumt und dem Nachbarn ein freundliches Lächeln geschenkt werden. Statt sich mit „fast fashion“ den Schrank vollzustopfen, könnte man stricken, nähen oder stopfen lernen, alter Kleidung ein neues Leben einhauchen – ein biologisch nachhaltiges sogar. Und statt über den Apfel mit braunen Flecken zu mäkeln, könnte man die kleine Gärtnerei-Genossenschaft der Region unterstützen, die Gemüsekiste bestellen und selber kochen.Wenn es darum geht, eine Auswahl all dieser lust-vollen und interessanten Tätigkeiten in kurzer Zeit und naher Umgebung auszuführen, ist Haus Steinstraße e.V. mit seinen beiden Standorten in der Leipziger Südvorstadt und in Leipzig-Grünau eine gute Entscheidung: Theater, Tanz, Malen, Zeichnen, Drucken, Schreiben, Töpfern, Schnitzen, Werkeln; Gärtnern, Spielen, Feiern… reales Wirken bringt reale Emotionen hervor, echtes Erleben. Und dass sich Kunst und Perfektionismus nicht ausschließen müssen, dass funktionaler Perfektionismus sogar Menschen Kraft zur Kreativität gibt, erläutern wir im Projekt der Jugendkunstschule.